Über das kurze Leben eines Briefes in Deutschland
Der Verfasser hat das mich betreffende Dokument vor seinen Augen auf dem Bildschirm des PC und tippt dort das diesbezügliche Begleitschreiben ein. Beides druckt er auf Papier mit dem Umweltengel aus, da er ökologisch bewusst handeln möchte, steckt die Blätter in einen Recycling-Umschlag, frankiert diesen und gibt ihn in die Post. Vielleicht fährt er sogar ganz viele dieser Briefe mit einem Auto zum nächsten Briefkasten oder zur nächsten mit Personal besetzten Annahmestelle.
Der Umschlag fährt dann in mindestens zwei Briefzentren, zumeist in großen und kleinen Transportfahrzeugen. Aus dem letzten Zentrum kommt er in die Zustellung durch Postboten. Fast Immer fahren diese mit einem Rad, das mit elektrischer Unterstützung angetrieben wird. Die Energie dazu kommt vielleicht aus Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion), da sie sich durchgesetzt haben[1]Pedelecs: Alles zu Kauf, Bedienung & Akku, welche über Nacht am Netz – womöglich mit Strom aus erneuerbaren Energien – geladen werden.
Zwischenzeitlich geht bei mir eine E-Mail von der Deutschen Post AG ein, mit der sie den auf seinem Weg zu mir gescannten Umschlag anzeigt (Beispiel-Titelbild oben: Deutsche Post AG), um mir – freundlicherweise elektronisch – die Ankunft des Briefes zu avisieren[2]Briefankündigung immer und überall empfangen.
Der Umschlag landet dann – in der Regel nach ein Paar Tagen – bei mir im Briefkasten. Und da ich ein paperless private office betreibe, scanne ich das erhaltene Papier im Einzugsscanner ein und vernichte anschließend die erhaltene Papierpost. Auf dem Bildschirm meines PC erscheint nun aus einem PDF des Scanners das selbe Dokumente, das auch der Verfasser als Bildschirmpixel vor Augen hatte. Ich lese es und verschiebe die Datei in einen dafür vorgesehenen Archivordner, in den ich kurz zuvor bereits eine andere PDF-Datei von einem Absender verschoben hatte, der für den Versand seiner Post die elektronische Option per E-Mail nutzt.
Den zerrissenen oder geschredderten Brief entsorge ich als Altpapier, das von großen Müllautos abgeholt wird. Vielleicht entsteht daraus neues Papier, das der Verfasser für Briefe benötigt, die er mir wieder mit der Post schicken will.
Ich danke der Post, dass sie immer noch diesen analogen Dienst für Absender aufrecht erhält, die offensichtlich nicht in der Lage sind, einfachste Umstellungen in Richtung Digitalisierung an ihrem workflow vorzunehmen.
Und leider ist der Zug der De-Mail abgefahren, die ein gewaltiger und früher Schritt in die richtige Richtung hätte werden können. Es hat zwar am 28. April 2011 das De-Mail-Gesetz mit einigen Folgeänderungen gegeben, aber seit ihrer Einführung im Jahr 2012 hat sich De-Mail trotz vieler Unterstützer aus Bund, Behörden und Unternehmen nicht durchgesetzt. Nach Angaben des offiziellen Informationsportals zur De-Mail haben sich in Deutschland bis 2019 mehr als eine Million Nutzer registriert. Offizielle Stellen und sogar Bundesbehörden meiden den sicheren Service.[3]Sogar die Bundesbehörden meiden die sichere De-Mail
Erfolgreicher war bisher in Italien die PEC (Posta Elettronica Certificata), die seit dem Start im Jahr 2008 bis September 2020 bereits über 11,5 Millionen E-Mailpostfächer vergeben hat. Laut Untersuchungen der in Italien zertifizierten Betreibergesellschaften sollen die Einsparungen der Nutzer in den Jahren von 2008 bis 2019 rund 2,2 Milliarden Euro ausgemacht haben und weitere 1,8 Milliarden Euro von 2020 bis 2022 betragen. Die Nutzung der PEC soll eine Einsparung von 78.000 Tonnen CO2 im Jahr 2019 ausgemacht haben und im Jahr 2022 bereits 120.000 Tonnen betragen. Nutzer des sicheren Maildienstes sollen im Jahr 2019 rund 235 Millionen Kilometer an Wegstrecken eingespart haben. Im Jahr 2022 sollen durch die Nutzung des zertifizierten digitalen Dienstes bis zu 391 Millionen Kilometer an Wegstrecken eingespart werden.[4]Numeri record per la PEC: attive 11.5 milioni di caselle